Idee

Sascha Titel ist Theater- und Filmschauspieler aus Leib und Seele und hat sich über

ein Großprojekt gewagt! Nach seiner Idee wurde ein Theaterstück geschrieben, das er

selbst inszeniert und aufgeführt hat. Und zwar nicht einfach irgendein

„Allerweltsstück“, sondern eines mit Tiefgang!

 

EIN SEHR EHRLICHES INTERVIEW!“

 

Das Stück „Wohngemeinschaft wider Willen“ wurde gerade mit tollem Erfolg

und viel Anerkennung vom Publikum in Wien uraufgeführt. Wie ist es dazu

gekommen, dass du dich darauf eingelassen hast, ein Projekt wie dieses zu

starten? Immerhin hast du angefangen von der Idee, ein Stück zu inszenieren,

eine Autorin zu suchen und alle organisatorischen Schritte danach, alles selbst

übernommen!

 

Sascha: Ich habe viel Zeit in den sogenannten sozialen Medien verbracht und da

stellte ich fest, dass es keine sozialen, sondern eigentlich hauptsächlich A-soziale

Netzwerke gibt. Wie dort gestritten hat mit der Ur-Idee nichts zu tun. Auch ich bin in

diese Falle getappt und habe mich dort ausgekotzt. Der Grund war nicht einmal meine

Meinung kundzutun, sondern oft nur provokative Statements abzugeben. Das kostete

viele „Freunde“ brachte aber auch „Likes“ von mir unbekannten Menschen.

Irgendwann war mir das alles zu blöd und ich ärgerte mich sehr darüber, dass es

immer gleich abläuft: Meinung eins trifft auf Meinung zwei – Freundschaft beendet.

Die zweite wesentliche Grundvoraussetzung für das Stück war, dass ich in einem

öden Bürojob landete und eigentlich nichts zu tun hatte. Anstatt dort der Arbeit

hinterher zu laufen, beschloss ich die Zeit für mich als Schauspieler zu nützen und

startete die Suche nach einem Autor. Ich war entschlossen mein eigenes Geld zu

investieren um mich selbst auf die Bühne zu bringen. Bald fand ich Ise und die

Zusammenarbeit mit ihr war hervorragend.

 

Was steckt hinter der Idee, ein so brisantes Thema doch in eine Komödie zu

verpacken?

 

Sascha: Ich wollte unter keinen Umständen, dass irgendwer denkt: „Ja, das Stück

wurde von einem Nazi/einem Gutmenschen geschrieben“. Und da die Realität schon

ernst genug ist, wollte ich auch aus Gründen der Vermarktungsmöglichkeiten einen

humorvollen Unterton haben. Alles andere wäre wie das Hick-Hack in den (a)-sozialen

Netzwerken geworden.

 

 

Wie kompliziert war es, all die notwendigen Aktiven zu finden? Und war die

Bereitschaft spürbar oder bist du auch auf Ablehnung und Differenzen

gestoßen?

 

Sascha: Da ich absolut keinen Termindruck und viel Zeit für die Suche hatte, war es

leicht. Es sind ca. 30 Bewerbungen von Schauspielerinnen eingegangen, von denen

ich 13 getroffen habe. Es war nicht immer leicht doch meine Erfahrung am Theater

und im Leben haben mir dann doch sehr geholfen mit den verschiedensten

Herausforderungen gut umzugehen.

 

Wie wichtig ist es in der heutigen Zeit in deinen Augen speziell die Jugend, aber

natürlich auch Erwachsene, auf solche Thematiken wie sie die in

„Wohngemeinschaft wider Willen“ behandelt werden, zu sensibilisieren?

 

Sascha: Die Themen sind ja tagtäglich um uns. Und entweder jeder verzieht sich in

sein Lager, oder es kommt zum Streit. Von Talkshows im TV habe ich gelernt, dass es

dort nie zu einem Umdenken, sondern nur zu Konfrontation kommt. Jeder hat seine

Meinung und nach einer Stunde Diskussion geht jeder mit der gleichen Meinung

wieder heim. Mal abgesehen davon, dass dort alles im Vorfeld festgelegt ist. Was ich

wollte war, dass die Lager einen Schritt auf einander zu machen, anfangen zu

verstehen, dass die Linken keine arbeitsscheuen Hippies sind und die Rechten keine

Gaskammern-bauenden Nazis sind. Jeder hat eine Meinung und gute Gründe dafür.

Und solange man die Hintergründe nicht kennt, sollte man niemanden vorschnell

verurteilen.

 

Kannst du dir vorstellen, dass nicht alle Zuschauer sich mit der Handlung

identifizieren können, bzw. du sogar auf Ablehnung stoßen könntest?

 

Sascha: Die Handlung ist, dass sich zwei treffen, die völlig verschiedene Ansichten

haben, sich dann aber die Hände reichen, weil sie sich kennenlernen. Mit dieser

Handlung müsste sich jeder identifizieren können. Wer das nicht tut, lebt hinter dem

Mond, in einem einsamen Tal oder er spricht mit niemandem. Es gab viele Emotionen,

die ausgelöst wurden und auch Ablehnung. Das ist normal und gut. Der Grundton war

aber sehr positiv. Manchen war es zu wenig aggressiv, manchen zu oberflächlich,

manchen wieder zu plakativ… Aber solange keine Tomaten auf die Bühne fliegen und

Buh-Rufe ertönen…

 

Könntest du dir außerdem vorstellen, dass das Stück an Schulen aufgeführt

wird, um als Grundlage für politische und Konfliktlösungserziehung zu dienen?

Ab welchem Alter ist es geeignet?

 

Sascha: Kann ich mir gut vorstellen, dafür müssten wir aber das Bühnenbild

anpassen, also die Vorrichtung wo und wie wir die Hintergründe befestigen. Da es

eine Komödie ist wird jeder Schüler ab der Oberstufe etwas damit anfangen, manche

mehr, manche vielleicht weniger. In den Unterricht kann es sicher sehr gut eingebaut

und ebenfalls als Diskussionsgrundlage genutzt werden!

 

Was wäre die beste Hilfe, um tatsächlich in der Gesellschaft etwas bewegen zu

können? Wie könnte man dich und dein Stück unterstützen? Sponsoring?

Mundpropaganda?

 

Sascha: Mein Ziel ist es, die Gesellschaft hellhöriger zu machen! Jeder sollte sich

eine eigene Meinung bilden und sich nicht formen lassen ohne nachzudenken!

Solange die Staatsoberhäupter und die Regierenden den Zwist (Mann gegen Frau,

Links gegen Rechts) forcieren wird sich nichts ändern. Sie wundern sich über den

Hass im Netz und alles was ihnen einfällt ist zu strafen. Strafen und Verbote. Es wäre

besser, sie gingen mit gutem Beispiel voran und würden aufhören, Wahrheiten zu

verdrehen und sollten lieber das tun was sie vor der Wahl versprochen haben. Anstatt

sich immer nur über Ergebnisse zu beklagen, sollte man Ursachen herausfinden um

diese zu eliminieren. Die Leute sind unzufrieden, und das kommt im Netz zu Tage,

weil es relativ anonym ist. Zufriedene Menschen haben es nicht nötig andere zu

beleidigen. Doch Strafen zu verteilen ist natürlich leichter als der Wille Verständnis zu

erlangen; und Strafen bringen Geld in die Staatskasse.

 

Unabhängig davon kann man unser Projekt auf viele Arten unterstützen. Sponsoren

sind selbstverständlich immer willkommen! Uns ein passendes Theater zur Verfügung

zustellen, also ohne Miete zu bezahlen, wäre eine große Hilfe.

 

 

Kannst du dir jetzt schon vorstellen, ein solches Projekt ein weiteres Mal zu

planen?

 

Sascha: Ja. Ich habe ein für mich ganz wichtiges Thema im Kopf doch ich fürchte,

dass daraus wohl keine Komödie gestrickt werden kann. Stichwort: österreichisches

Familienunrecht.

 

Danke für das Interview!

Wien, 07. Oktober 2018


 

 

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